Unsere Schule bietet auch Ausfahrten an. Heute Samstag fahren wir nach Arles. In meinem Reiseführer steht, dass die Römer aus Arles ein kleines Rom mit einer riesigen Arena machten. Die Überbleibsel des Imperiums sind überall in den engen Strassen zu sehen. Arles ist auch untrennbar mit Vincent van Gogh verbunden, der hier die kreativste Zeit seines kurzen Lebens verbrachte. Das Licht und die Farben der Provence inspirierten ihn sehr stark.
Die Stadt am Ostufer der Rhône ist zudem das Eingangstor zur Camargue mit ihren Flamingos, den schwarzen Stieren und den weissen Pferden.
Das grösste römische Bauwerk Galliens ist noch heute so eindrucksvoll wie um 90 n.Chr., als es erbaut wurde. Gut 20'000 Zuschauer konnten hier den Wagenrennen und blutigen Gladiatorenkämpfen zusehen. Heute finden hier Konzerte und andere Events statt. Der römische Obelisk auf dem Place de la République wird grad restauriert und ist darum total in Plastik eingehüllt. Im Museum im Hotel Léautaud de Donines, einem ehemaligen Stadtpalais, ist die Fondation Vincent van Gogh untergebracht. Ich dachte, es sei ein ehemaliges Kloster. Der Kreuzgang ist sehr hübsch und die Bepflanzung wirklich sehr schön bunt. Die Ausstellung von Vincent van Gogh habe ich nicht gesehen, zu viele Personen auf zu wenig Raum!
Der Markt in Arles ist riesig und es gibt alles, was man braucht für den Alltag. Jede Art von Esswaren, frisch, eingemacht, eingelegt, getrocknet, einfach alles ist vorhanden. Das meiste sehr aamächelig! Auch die Fische frisch und schön präsentiert. Brote in allen Variationen, süsse Krapfen, Pizzas in Stücken oder ganz. Sogar Würstli im Teig gibt es. Die musste ich natürlich probieren. Einfach gute Wienerli in Blätterteig.
Nach drei Stunden Arles sind wir weitergefahren bis nach Saintes-Maries-de-la-Mer. Ein hübscher Ort am Mittelmeer mit endlos langen Sandstränden. Noch sind nicht zu viele Touristen hier. In den kleinen Gassen werden die farbenfrohen Keramikwaren verkauft und natürlich gibt es auch den Reis aus der Camargue und das Meersalz in allen Variationen zu kaufen. Die Èglise de Notre-Dame-de-la-Mer mit einer schwarzen Madonna ist Zentrum des grossen Festes im Mai, wenn gitans (Roma und Sinti) aus aller Welt eintreffen. Mit Umzügen, Pferderennen und Flamenco werden die drei Marien gefeiert: Maria Magdalene, Maria Jakobäa (Schwester der Mutter Jesu) und Maria Salome, Mutter der Apostel Jakob und Johannes. Nach einer Legende wurden sie 40 n. Chr. in einem Boot angetrieben und brachten der Provence das Evangelium.
Die mächtige Rhône fliesst in der Camargue in zwei Mündungsarmen ins Mittelmeer. Das riesige Delta ist ganz flach und ein Paradies für alle Arten von Tieren. In den flachen Gewässern kann man viele Arten von Vögeln beobachten und die schön rosa farbenen Flamingos lassen sich gar nicht stören. Sie sind das Wahrzeichen der Camargue. Wir fahren an grossen Weiden mit den berühmten schwarzen Stieren vorbei, die für die unblutigen "Course Camarguaise" herangezogen werden. Auch viele weisse Pferde sehen wir. Das sind allerdings keine Wildpferde. Es gibt Dutzende Reiterfarmen, wo die Pferde gesattelt bereit stehen für die Touristen. Ich bin nicht sicher, ob das ein gutes Leben ist für die Pferde. Wildnis und Freiheit stelle ich mir irgendwie anders vor. Die Viehirten hier heissen übrigens nicht Cowboys sondern Gardians. Es gibt diesen Beruf in der Camargue seit dem 16. Jahrhundert und heute arbeiten ca. 2500 Personen als Gardians, wobei ca. 10% Frauen sind.
Auf der gut ausgebauten Schnellstrasse sind wir bald wieder zurück in Aix-en-Provence. Das war ein sehr eindrücklicher Tag. Vielleicht haben wir nochmals Zeit, um uns die Camargue noch etwas von einer anderen Seite anzuschauen. Ein bisschen weniger touristisch wäre schon noch schön.
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